2006

Renovierungsarbeiten
Der Knoblauchsberg lässt sie nicht los

 Von Jörg Birgoleit
Tecklenburg. Wer die Duwensteene und den holprigen Asphaltweg hinauffährt, genießt sie erst mal: diese herrliche Ruhe und angenehme Kühle, für die das dichte Laubdach uralter Buchen und Linden sorgt. Knoblauchsberg heißt dieses heimelige Fleckchen Erde und galt einst als die Hochburg des heimischen Schützenwesens. Unvergessene Tanzabende zogen Tausende auf den Berg. An drei Seiten saßen die Kontrolleure und kassierten Eintritt. Diese Schützenfeste waren bis in die frühen 70er Jahre Pflichtprogramm für Alt und Jung.
Das war gestern. Die Schützentradition bröckelt, wie fast überall. Doch Heinz-Arno Prigge und seine Mannschaft denken gar nicht ans Aufgeben. Auch wenn die Altersstruktur des Vereins bedenklich nach oben gerutscht ist und vor Jahren schon mal Könige Mangelware waren. Kaufmann Prigge ist seit vergangenem Herbst 1. Vorsitzender dieses 219 Jahre alte Traditionsvereins. Der 53-Jährige wurde sozusagen mit den Bürgerschützen groß und krempelt jetzt mit seinen Helfern die Ärmel hoch.
Fünf Gebäude unterhält der Verein auf dem Knoblauchsberg: Schießstand, Festhalle, Musikpavillon, August Bossemeier-Halle und die Toilettenanlage. Alles ist etwas angejahrt, doch nun regieren Pinsel und Farbe, Schraubenschlüssel und Säge, Wischeimer und Schrubber. Denn am Samstag, 23. Juli, ist Königsschießen. Ab 15.30 Uhr Platzkonzert auf dem Marktplatz, 16 Uhr Antreten des Vereins, 17 Uhr Eintreffen auf dem Knoblauchsberg, 18 Uhr Fototermine für alle Schützen und um 20 Uhr Proklamation der neuen Majestät und die wird es definitiv geben, davon ist Prigge überzeugt.
Jetzt machen die fleißigen Männer und Frauen mächtig Dampf, damit am nächsten Samstag möglichst viel im frischen Glanz erstrahlt. Einiges ist schon geschafft: Der Schießstand hat frisch gestrichene Giebel, die Toiletten sind blitzsauber, Holzbänke haben Farbe bekommen und werden angeschraubt. Hier geht der Dank des Vereins an die Stadt, die einiges Holz für die Bänke zur Verfügung gestellt hat.
Direkt am Wanderweg A 2 gelegen, lädt das Areal also am kommenden Samstag sozusagen runderneuert zum Feiern ein. Prigge hat den Spielmannszug Ledde zum 23. Juli eingeladen. Die Spielleute werden zum Platzkonzert auf dem Marktplatz aufspielen und den Schützenzug zum Festplatz geleiten. Am Abend des Königsschießens gibt es Live-Musik. Antreten für den 163 Mitglieder starken Verein ist nächsten Samstag Pflicht, weil eine Aufnahme gemacht werden soll. Wer um 20 Uhr das Schützenzepter vom Vorjahreskönig Volker Schmidt und seiner Frau Bärbel übernimmt? Man darf gespannt sein.
Mittwoch machte der Verein ein Schießangebot im Rahmen des Ferienprogramms, das fünf Interessierte nutzten. Kleinkaliber (mit computergesteuerter Technik) und Luftgewehr kann der Verein allen Schießsportinteressierten bieten. Prigge blickt optimistisch nach vorne. Anfang des Jahres hat er acht junge Männer aufnehmen können. 2011 wird der Verein 225 Jahre alt. Es gilt, ein Stück Tecklenburger Tradition zu wahren und neu zu beleben.

 

Sie krempeln die Ärmel hoch: Tecklenburgs Bürgerschützen mit Heinz-Arno Prigge (zweiter von links) räumen auf dem Knoblauchsberg tüchtig auf.

 Quelle: Westfälische Nachrichten (Lengerich)


 

Tontaubenschießen


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Public Viewing auf dem Knoblauchsberg

Die WM 2006– Ein Sommermärchen!!

Es ist schon einige Zeit her, als ganz Deutschland im Zeichen des Fußballs stand.

Grund genug für uns, noch einmal den Blick zurück zu werfen.

WM-Studio der Bürgerschützen auf dem Knoblauchsberg. So mancher Tecklenburger und auch auswärtiger Gast wird sich gerne an die 4 Wochen im Sommer des letzten Jahres zurück erinnern.

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Alles fing damit an, dass sich einige der hauptsächlich jüngeren Schützenbrüder im Vorfeld der WM überlegten, wo Sie denn gemeinsam das anstehende Ereignis verfolgen können.

Allein zu Hause? Kam nicht in Frage

Im kleineren Kreise irgendwo bei Bratwurst und Bier im Garten?

OK aber dem Anlass eigentlich auch nicht angemessen.

Dann kam der Vorschlag die Spiele der WM auf einer Art Großbildleinwand zu schauen.

Nur wo?

Schnell kam man auf die Idee den Verein zu fragen, ob wir für diesen Zweck die Halle auf dem Knoblauchsberg nutzen können. Zumal dort auch eine größere Anzahl von Zuschauern Platz finden konnte. Zusätzlich hofften wir dort dann nicht nur mit den üblichen ca. 10 „Verdächtigen“ zu schauen, sondern vielleicht noch das eine oder andere Vereinsmitglied dazu zu bewegen ein gemeinsames Fußball- Erlebnis entstehen zu lassen.

Dort waren wir Wetter unabhängig und auch eine geeignet große Fläche zum Anbringen einer Leinwand war vorhanden.

Die anfängliche Euphorie unseres Vorhabens wich aber schnell eine großen Skepsis und so wurde der Plan in den Köpfen vieler zu einer schönen Schnapsidee.

Denn je mehr wir mit den Planungen ins Detail gingen umso mehr Schwierigkeiten wurden offenkundig.

Obwohl wir eigentlich nur im rein vereinsinternen Kreise mit einigen Mitgliedern die Spiele verfolgen wollten, mussten dennoch einige bürokratische und auch finanzielle Hürden genommen werden. Dies ging von der Organisation der Technik, einer Genehmigung durch die Stadt Tecklenburg bis hin zur Beantragung einer Genehmigung bei der GEMA.

Nach einigen kontroversen Diskussionen entschieden wir uns dann aber (zum Glück) doch dafür unser Vorhaben in die Tat umzusetzen. Sämtliche Hürden wurden genommen und wir begingen unser WM-Studio zu organisieren.

Nachdem wir nun alles offiziell beantragt hatten, beschlossen wir nun unser WM-Studio in der Stadt publik zu machen. Vielleicht so dachten wir, verirrt sich ja auch der eine oder andere „Fremde“ auf unseren Berg.

Plakate wurden gemalt und die Mund-zu-Mund-Propaganda wurde ins Rollen gebracht.

Ein Beamer wurde geliehen. Und so trafen wir uns wenige Tage vor dem Eröffnungsspiel zur Dekoration unseres WM-Studios.

Fahnen wurden aufgehängt. Die Bestuhlung wurde bereitgestellt (übrigens in einer von uns anfänglich belächelten Anzahl). Denn unsere Planungen gingen optimistisch anfänglich von 30-50 Zuschauern aus.

Was sich dann allerdings auf dem Knoblauchsberg entwickelte, kann man wirklich als Tecklenburger Sommermärchen bezeichnen.


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Bereits beim Eröffnungsspiel hatten wir ein volles Haus.

Auch wenn dies eigentlich gar nicht von uns anfänglich so gewollt war, wurde das Public Viewing der Tecklenburger Bürgerschützen vor allem auch von Nichtmitgliedern angenommen.

Getragen von dem phantastischen Wetter des letzten Sommers aber natürlich vor allem auch von den begeisternden Auftritten unserer Nationalmannschaft während der WM entwickelte sich, wie auch im Rest unseres Landes eine phantastische Atmosphäre auf unserem Knoblauchsberg.

Im Laufe der WM kamen immer mehr Besucher, die dort bei schönem Wetter mit gekühlten Getränken und Bratwürsten die Spiele der WM verfolgten.

Und auch an die kleinen Gäste wurde gedacht. So wurde z.B. eine Hüpfburg zu unseren Spielen organisiert. In diesem Zug auch noch einmal ein Dank der Kreissparkasse Steinfurt für die spontane Zusage.

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Von Spiel zu Spiel wurde die Stimmung besser.

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Was haben wir bei dem ersten Tor unserer Elf im Eröffnungsspiel durch Philip Lahm gejubelt. Wie überkochend war die Stimmung bei Neuvilles Last-Minute-Tor gegen Polen. Ich kann mich noch an Szenen erinnern wo die Männer und natürlich auch unsere weiblichen Gäste sich während des Elfmeterschiessens gegen Argentinien zitternd und kauend an den Fingernägeln in den Armen lagen. Um anschließend umso euphorischer den Sieg zu feiern. Auch nach dem bitteren Aus im Halbfinale gegen Italien war es eine schöne Feier auf dem Berg. Es flossen sicherlich das eine oder andere Tränchen, aber schnell wurde einem doch klar welch phantastische WM man miterleben durfte. Denn auch bei uns, wie in ganz Deutschland war es stets eine friedliche Feier unter dem Motto – „Die Welt zu Gast bei Freunden“

Schließlich wurden auch die Westfälischen Nachrichten auf uns aufmerksam und brachten einen sehr positiven Bericht über uns im damaligen Lokalteil.

Viele der langjährigen Schützenbrüder kamen gar ins Schwärmen. Denn auch Sie mussten lange nachdenken um sich an einen so gefüllten Knoblauchsberg zu erinnern.

Alles in allem kann man rückblicken sagen, und dass wurde uns auch durch viele Reaktionen der Tecklenburger Besucher bestätigt, haben wir mit dieser Aktion alles richtig gemacht.

Wir konnten dort viele schöne gemeinsame Stunden verbringen.

Und auch wenn das Ende nicht ganz zum ersehnten Titel für die Deutschen gereicht hat, war es doch auch sportlich eine phantastische WM.

Rückblickend möchten wir auf diesem Wege noch einmal allen Beteiligten für diese tolle Aktion danken. In erster Linie natürlich denen, die uns bei jedem Spiel tatkräftig unterstützt haben aber auch bei allen Fußball-Fans die sich auf unseren Knoblauchsberg „verirrt“ haben und einen Hauch von Stadionatmosphäre in unsere Schützenhalle zauberten.

Ist ja doch ganz schön da oben (hörten wir von vielen Tecklenburgern). Würde uns freuen den einen oder anderen auch bei anderen Veranstaltungen auf unserem Berg als Gast zu begrüßen.

Uns hat es auf jeden Fall einen riesigen Spaß gemacht.

Deshalb bleibt nur noch zu sagen: Nach der WM ist vor der EM.

Auf Wiedersehen im Sommer 2008.

Bericht: Andre Wohnfurter

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Horst-Günther Moritz regiert die Bürgerschützen

             Horst-Günther Moritz ist der neue König bei den Bürgerschützen von 1786. Nach einem spannenden Wettkampf führte der Vereinsvorsitzende Arno Prigge gegen 20.30 Uhr die Proklamation durch. Erster Höhepunkt in der Regentschaft von Horst-Günther Moritz wird das Schützenfest am Samstag, 5. August, sein. Bevor die Vereinsmitglieder nach den Klängen des Spielmannszuges Ledde zum Wettkampf auf den Knoblauchsberg marschierten, wurde in alter Tradition ein Kranz am Ehrenmal auf der Burg niedergelegt. Den würdigen Rahmen gab dort die Gedenkrede von Pastor Brüning. Auf dem Knoblauchsberg erwartete die Schützen eine Anlage, die zunehmend an ihren alten Glanz anknüpft. Es ist zu erwarten, dass auch unter dem neuen König die Vereinsaktivitäten auf dem Berg zu einer festen Größe des öffentlichen Lebens im Burgstädtchen Tecklenburg werden.

Montag, 24. Juli 2006 | Quelle: Westfälische Nachrichten (Lengerich)