2011 - 225 Jahre BSV

Traditionsbewusst in die Zukunft



 

Es fing alles so gut an. Fröhliche Stimmung unter den Schützen aus dem südlichen Tecklenburger Land. Kurzweiliger Festakt. Aber dann. Just in dem Moment, als die Festgesellschaft antrat zum Marsch auf den legendären Knoblauchsberg, öffnete der Himmel seine Schleusen. Das Jubiläumsfest des Bürgerschützenvereins Tecklenburg versank im Regen. Schade.

21 Schützenvereine waren in der Burgstadt angetreten, um mit rund 600 Schützenschwestern und Schützenbrüdern dem Jubilar zu seinem 225-jährigen Bestehen zu gratulieren. Auf der Festwiese am Fuße des Knoblauchsbergs hatte eine stolze Anzahl an Mitgliedern des Jubilars Platz genommen, um die Gäste zu begrüßen. Allen voran das Jubiläums-Königspaar Cornelia und Wolfgang Moritz und das Jungschützenpaar Vanessa Schrader und Tim Diekmann.

Oberst André Wohnfurter und Hauptmann Sebastian Lux führten in lockerer Folge die Vereine wechselweise von den Sammelplätzen unter musikalischer Begleitung der Spielmannszüge Lengerich/Ledde und des TV Hohne sowie der Blaskapelle Schwege auf den Festplatz, wo sie von Jürgen Bleihauer willkommen geheißen und vorgestellt wurden.

Dem Betrachter bot sich ein prächtiges Bild beim Blick auf die große Schützenschar. „Es ist eine Freude, so eine große Schar begrüßen zu dürfen“, stellte Heinz-Arno Prigge fest. Der Vorsitzende des Bürgerschützenvereins blickte in seiner kurzen Ansprache mit Stolz auf die 225-jährige Vergangenheit zurück. „Unsere Tradition und die in letzter Zeit zunehmende Mitgliederzahl zeigen uns, dass ein Schützenverein im Leben unserer Stadt auch in der Zukunft seine Berechtigung hat“, erklärte Prigge. Er hob die Pflege des Brauchtums, die sportlichen Aktivitäten und das gesellschaftliche Miteinander als die wichtigsten Standbeine des Vereins hervor. „Ganz besonders liegt uns am Herzen, die Beziehungen zu den Nachbarvereinen auszubauen und die Bevölkerung für unseren Verein zu begeistern“, verkündete der Vorsitzende.

„Ich bin hierher gekommen, um Respekt zu zollen vor der Geschichte eines Vereins, der seit nunmehr 225 Jahren die örtliche Gemeinschaft hier in Tecklenburg entscheidend mitgestaltet und mitgeprägt hat“, meinte Bürgermeister Stefan Streit. Schmunzelnd zitierte er aus der Stadtchronik: „Das Fernbleiben von Schützenfesten wurde schwer bestraft. Wer sich der Pflicht entzog, musste zum großen Vergnügen der Schützen einige Stunden in einem Fass voller Wasser sitzen und zuschauen, wie die anderen tranken. Manch einer, so berichtet der Chronist, hat im Wasserfass nicht nur kalte Füße, sondern auch, was noch schlimmer ist, eine trockene Kehle bekommen.“ Streit forderte auf, sich von niemandem einreden zu lassen, Traditionspflege sei in heutiger Zeit unwichtig. „Im Gegenteil, sie gehört mit in unser Leben hinein“, bemerkte der Bürgermeister.

Im Namen von 96 Vereinen mit über 12 000 Mitglieder überbrachte Friedrich Prigge, Präsident des Heimatschützenbundes Tecklenburger Land, Glückwünsche. „Zusammenstehen, zusammenhalten und Verbindungen unter den Generationen schaffen, das wird in Tecklenburg gepflegt. Der Verein kann stolz auf seine Entwicklung, auf seine Geschichte und auf seine Leistungen sein“, stellte Friedrich Prigge fest.

Nach von den drei Kapellen intoniertem „Preußens Gloria“ begaben sich die Schützen flotten Schrittes auf den Knoblauchsberg, um dort zu feiern.




Zunächst suchte sich allerdings jeder erstmal ein trockenes Plätzchen. Die Bürgerschützen hatten zwar bis zuletzt auf schönes, und vor allem trockenes Wetter gehofft, aber man war auch auf Regenwetter vorbereitet. So fand relativ schnell jeder einen Überdachten Platz in der Schützenhalle, Augusthalle, am Bierstand oder im kleinen aber feinen Festzelt. Die Mannschaft von Bierverleger Korte gab ihr bestes, um dem Ansturm Herr zu werden. Und nach der ersten Welle hatten sie die Situation im Griff. Ein beliebter Anlaufpunkt war auch die liebevoll dekorierte Sekt- und Cocktailbar. Einzig der Imbissstand war etwas unterbesetzt und sorgte in den ersten Stunden für einigen Unmut unter den Gästen.
 
In der Schützenhalle fand unterdessen die Pokalverleihung des Jubiläumspokalschießens statt. Die Siegreichen Schützen und Mannschaften durften stattliche Pokale mit nach Hause nehmen.


 
Als dann kurz nach 20 Uhr die bekannte Liveband „Sunrise“ die Bühne betrat, begann die ausgelassene Party auf dem Festzelt. Die Band zog das Publikum sofort in ihren Bann. Bis um zwei Uhr Nachts spielte die Band aktuelle Charthits und altbekannte Klassiker. Die Party ging aber auch danach noch weiter. Bis in die frühen Morgenstunden wurde gefeiert.
 
Den traditionellen Frühschoppen hatten die Bürgerschützen schon im Vorfeld auf den frühen Nachmittag verlegt. Dort wurde zunächst ein wenig aufgeräumt, um anschließend das letztendlich sehr gelungene Fest mit Bratwurst, Steaks und kühlen Getränken Revue passieren zu lassen.
 
 
Auch wenn das Wetter einen reisengroßen Strich durch die Rechnung machte, und die Versorgung am Imbissstand des Öfteren ins stocken geriet, waren sich die anwesenden Bürgerschützen am Ende einig. Das Schützenfest muss auch im nächsten Jahr an gleicher Stelle gefeiert werden. Bei diesem Wetter wäre ein Schützenfest auf dem Marktplatz wohl komplett ins Wasser gefallen. Der Knoblauchsberg ist vor allem bei schönem Wetter mit seinen alten Gebäuden, den schattenspendenden Bäumen und der unvergleichlichen Biergartenatmosphäre ein wunderbarer Ort zum feiern. Und das Festzelt passte wunderbar in dieses Szenario.

Die Bilder und der erste Teil des Berichtes wurden aus den Westfälischen Nachrichten übernommen.






Schützen legen den Grundstein 

Tecklenburg - Zwei Jubiläen sind unauflösbar miteinander verbunden: Die Bürgerschützen feiern in
diesem Jahr das 225-jährige Bestehen ihres Vereins, Tecklenburg lässt sich selbst hochleben als 100
Jahre alte Festspielstadt.

Es war anno 1911 als die Bürgerschützen nichts ahnend den Grundstein dafür legten, dass Tecklenburg
heute berühmt ist für seine Freilichtbühne. Damals nämlich feierte man das 125-jährige Bestehen des
Vereins mit historischen Aufführungen auf dem Burggelände. „Ein Traum der Gräfin Thekla“ hieß das
Stück in vier Bildern, dargeboten von Vereinsmitgliedern und den Tecklenburger Theaterfreunden.

 


Keine Frage: Die Bürgerschützen von 1786 sind natürlich mit im Boot, wenn das Ereignis „100 Jahre
Festspielstadt Tecklenburg“ gefeiert wird. Am Samstag, 25. Juni, ist es so weit. Unter der Federführung
des „Fördervereins Freilichtspiele“ mit dem Vorsitzenden Axel Brewe wird ein großes Jubelprogramm
erarbeitet. Verschiedene Gruppen sind dabei. „Wir haben es auf eine breite Basis gestellt, berichtet
Radulf Beuleke, Intendant und erster Vorsitzender der Freilichtspiele. Unterstützung findet die Bühne
nicht nur beim Förderverein der Freilichtspiele und den Bürgerschützen, sondern auch beim
Heimatverein, der Verkehrs- und Wirtschaftsgemeinschaft, der Tecklenburg Touristik und der Stadt.

Rund 500 Gäste werden zum Jubiläum am 25. Juni erwartet. Eingeladen sind zum Beispiel
Landeswirtschaftsminister Harry Voigtsberger, NRW-Familienministerin Ute Schäfer, der
Regierungspräsident, der Landrat, die Bürgermeister der umliegenden Kommunen und viele mehr. „Es
wäre schön, nach sehr langer Zeit einmal wieder einen Minister zu Gast zu haben“, freut sich Radulf
Beuleke.

Beginn ist um 16.30 Uhr mit einer Festveranstaltung auf der Bühne. Anschließend wird im Festzelt zu
einem Empfang eingeladen. Um 20 Uhr ertönt dann der Gong für die Premiere des Musicals „Crazy for
you“.

Bericht: Westfälische Nachrichten/2011

 





Das Tecklenburger Königspaar 2011 Cornelia und Wolfgang Moritz.





 



Retterin mit spitzer Nadel

Tecklenburg - Auf Martha Frye können die Tecklenburger Bürgerschützen wirklich stolz sein. Die 86-Jährige hat in liebevoller Kleinarbeit der ersten Vereinsfahne neuen Glanz verliehen. „Ich freue mich, dass ich das für den Verein machen durfte“, strahlt Martha Frye, als sie dem Vorsitzenden Arno Prigge und dem Kassierer Friedhelm Sander ihr Werk präsentierte. „Einfach nur toll“, ist Prigge fast sprachlos und überreicht bescheiden einen Blumenstrauß. „Wir können wirklich glücklich und dankbar sein, dass Martha Frye sich der Sache angenommen und ein Stück Vereinsgeschichte gerettet hat“, erklärt der Vorsitzende. Ganz besonders vor dem Hintergrund, dass die Tecklenburger Bürgerschützen in diesem Jahr das 225-jährige Bestehen feiern, rückt die Fahne noch mehr in den Blickpunkt.





 

„Für mich war es selbstverständlich, diese Aufgabe zu übernehmen. Das bin ich den Bürgerschützen schuldig, die meiner Familie viele schöne Stunden bereitet haben“, erzählt die Ur-Tecklenburgerin, die der Spinn- und Handarbeitsgruppe des Heimatvereins vorsteht. Unter anderem war ihr Mann Willi, Schneidermeister an der Ibbenbürener Straße, 1971 Schützenkönig.

Im vergangenen Herbst hat sie mit der Restaurierung begonnen. „Das war richtige Knibbelarbeit. Die Tücher durften nicht durchstochen werden“, berichtet Martha Freye. „Die Fahne ist nicht wiederzuerkennen. Das ist eine tolle Leistung“, lobt Arno Prigge.

Der Vorsitzende hat in den Vereinsannalen gekramt und herausgefunden, dass die erste Fahne, die 1899 erstellt worden ist, von Frauen der Mitglieder gestiftet wurde. „Nach 75 Jahren war der Zustand der Fahne so schlecht, dass der Vorstand beschloss, eine neue anzuschaffen“, erzählt Prigge. 1975 sei der Beschluss ausgeführt worden. Die alte Fahne sollte restauriert werden, um sie der Nachwelt zu erhalten. Dieses geschah jedoch nicht und so geriet sie ein wenig in Vergessenheit. „Vor 25 Jahren, zu den Festlichkeiten aus Anlass des 200-jährigen Bestehens, wurde sie trotz erheblicher Mängel noch einmal mitgeführt“, erinnert sich Arno Prigge. Danach sei sie im Vereinslokal „Drei Kronen“ eingelagert und aus den Augen verloren worden.

„Als Mitte der 80er-Jahre das Vereinslokal umgebaut wurde, fand der Tecklenburger Handwerker und Schützenbruder Walter Schürmann die Fahne zufällig wieder und rettete sie wahrscheinlich vor dem endgültigen Verlust“, vermutet Arno Prigge. Seither wird das gute, alte Stück privat gelagert. Vor zwei Jahren hat der Vorstand überlegt, was mit der Fahne gemacht werden könnte. Von einer Restaurierung rieten Fachfirmen ab, weil die Fahnentücher das angeblich nicht überstehen würden. Zudem waren die Kosten utopisch. Auch eine Neuanschaffung scheiterte an den Kosten. Bis dem Vorsitzenden die Idee mit Martha Frye kam. Beim Festumzug, der am 6. August stattfindet, kann die Fahne bestaunt werden.

In unserem Fotoalbum finden Sie weitere Fotos aus unserem Jubiläumsjahr